Angesichts der politischen Veränderungen in den USA will sich das Internet Archive nicht mehr darauf verlassen, in dem Land seiner gewohnten Tätigkeit nachgehen zu können. Daher will man ein Backup des gesamten Projektes in Kanada anlegen und sammelt dafür Spenden. Das Internet Archive arbeitet seit vielen Jahren daran, ein möglichst vollständiges Archiv des Webs aufzubauen. So werden inzwischen täglich Schnappschüsse hunderter Millionen Webseiten abgespeichert und über die so genannte WayBackMachine verfügbar gemacht. Aber auch zahlreiche andere Werke der digitalen Kultur, darunter E-Books und Spiele, werden hier für die Nachwelt archiviert.
Brewster Kahle, der Gründer des Internet Archive, erklärte, dass die kommende neue US-Regierung bereits radikale Änderungen angekündigt habe. "Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass Institutionen wie unsere, die langfristig aufgebaut sind, auf Veränderungen eingestellt sein müssen." Man müsse daher daran arbeiten, sicherzustellen, dass die archivierten Inhalte sicher und zugänglich vorgehalten werden - und das man sich auf stärkere Restriktionen vorbereitet.
Vorbeugen ist besser
Im Konkreten bedeutet dies, dass man sich nicht mehr darauf verlassen kann, in Zukunft so weiterarbeiten zu können wie bisher. Daher soll eine Kopie des Internet Archive in Kanada aufgebaut werden, wo man derzeit noch recht vergleichbare Bedingungen vorfindet und im Zweifelsfall vor Änderungen an der Gesetzgebung in den USA sicher ist.
Das Archiv kann nach Einschätzung Kahles mit verschiedenen Problemen konfrontiert werden. Das beginnt bei einer stärkeren Überwachung dessen, welche Inhalte Nutzer abrufen wollen. Nicht auszuschließen sei aber auch der Versuch, bestimmte Inhalte zu zensieren oder das Netz mit der Begründung des Anti-Terror-Kampfes teilweise oder ganz abzuschalten - zumindest in den USA.
Und selbst, wenn letztlich alles nicht so schlimm kommt, wie es aktuell teilweise befürchtet wird, ist der Aufbau einer Kopie des Archivs trotzdem eine gute Idee. Denn je mehr Duplikate es gibt, umso geringer ist die generelle Gefahr von Verlusten. "Die Geschichte der Bibliotheken ist schon immer auch eine des Verlustes", erklärte der Projektgründer. "Die Bibliothek von Alexandria ist dafür das bekannteste Beispiel." In dieser war zur Zeit der Antike die umfassendste Sammlung des Wissens jener Epoche aufgebaut worden. Als jedoch ein Brand ausbrach wurden unzählige Kulturschätze unwiederbringlich vernichtet.
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